In einem waren sich heute Nachmittag alle einig: Richard Vogel und United Touch S waren im Stechen des Rolex Grand Prix nicht zu schlagen. Der 26-Jährige gewann seinen ersten grossen Titel in einer ganz besonderen Art und Weise.
Umwerfend, genial, von einem anderen Stern – es gäbe noch viele Attribute, um die Leistung des Deutschen und seines fabelhaften Hengstes United Touch S zu beschreiben. Sie waren in jeder Hinsicht die Besten an diesem Nachmittag. Zunächst in einem äusserst anspruchsvollen ersten Umlauf mit einer sehr knapp bemessenen erlaubten Zeit (73 Sekunden), einem flüssigen, aber schwierigen Parcours mit vielen Rhythmuswechseln. Gérard Lachat und sein Team hatten sich eine sehr schöne Prüfung ausgedacht. Es dauerte bis zum 15. Reiter auf der Startliste, bis der erste fehlerfreie Ritt zu sehen war. Hans-Dieter Dreher blieb zwar fehlerfrei, wurde aber mit einem Zeitfehler von 32 Hundertstel bestraft.
Als Richard Vogel und United Touch S das letzte Hindernis fehlerfrei und in der vorgegebenen Zeit überwanden, brandete tosender Applaus auf. Vielleicht spürte der Deutsche, dass heute sein Tag war, denn er gönnte sich sogar den Luxus einer angedeuteten Ehrenrunde und zeigte mit dem Finger auf seinen Crack. Kurz darauf tat es ihm Steve Guerdat gleich und sicherte seinem Heimpublikum mit einem ebenso fehlerfreien Ritt das Stechen. Am Ende schafften sieben Teilnehmer das Kunststück, fehlerfrei zu bleiben, und schon stand fest, dass es einen neuen Herausforderer für den Rolex Grand Slam of Show Jumping geben würde, denn der amtierende Contender Martin Fuchs hatte mit Leone Jei am vorletzten Hindernis Pech und schaffte es nicht ins Stechen.
Richard Vogel war der erste Starter im Stechen, und er machte es von Anfang an spannend: Mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit flog das Paar förmlich über den Parcours und machte auf der letzten Linie nur sechs Galoppsprünge, wo andere acht machten! United Touch S absolvierte das Stechen mit einer fast magischen Leichtigkeit. ʺIch kann die Dankbarkeit und den Respekt, die ich heute für meinen unglaublichen Hengst empfinde, gar nicht in Worte fassenʺ, sagte der Deutsche auf der Pressekonferenz nach dem Rolex Grand Prix. Die weiteren Platzierten Mark McAuley (2.), Christian Kukuk (3.) und Steve Guerdat (4.) waren sich einig: ʺDas war ein grossartiger Moment im Reitsport.ʺ Und sie verglichen ihn mit dem Sieg von McLain Ward im vergangenen Jahr. ʺDas Letzte, was ich gestern Abend vor dem Schlafengehen gemacht habe, war, mir noch einmal das Stechen von McLain und Azur in Genf anzuschauenʺ, schmunzelte Richard Vogel. Ein gutes Omen? Auf jeden Fall, wie sich heute gezeigt hat!
Die erste grosse Prüfung am letzten Tag des CHI Genf, die Genfer Etappe des FEI Weltcups der Fahren, hielt, was sie versprach, und bot grossen Sport und eine fantastische Atmosphäre. In rasantem Tempo stellten die Fahrerinnen und Fahrer ihre Geschicklichkeit und Schnelligkeit unter Beweis. Das Vierspännerfahren, die Königsdisziplin, ist und bleibt eine besonders beeindruckende Disziplin, eine unglaubliche Mischung aus Kraft und Finesse.
Pünktlich um 11.30 Uhr ging das erste Gespann vor voll besetzten Tribünen auf die Strecke. Die Fahrer gingen volles Risiko, um sich einen Platz unter den ersten Drei zu sichern. Wenig überraschend konnten sich Koos De Ronde, Dries Degrieck und Bram Chardon erneut für die entscheidende Finalrunde qualifizieren. Der Niederländer Koos De Ronde musste alles auf eine Karte setzen und wurde durch eine Reihe von Fehlern auf den dritten Podestplatz verwiesen. Vor ihm lag Dries Degrieck, der sich nur knapp Bram Chardon geschlagen geben musste. Der Niederländer, der sich auf der Genfer Piste wie zu Hause fühlte, fuhr mit fast unverschämter Leichtigkeit zu seinem dritten Sieg und bot dem Publikum eine unglaublich souveräne Vorstellung. Bravo!
ʺDer CHI Genf war an drei von fünf Sessions ausverkauft und wir konnten an den fünf Tagen über 45'000 Zuschauerinnen und Zuschauer begrüssen. Das ist ein absoluter Rekord, zumal die Sessions am Freitag, Samstagabend und heute bereits vor Turnierbeginn ausverkauft waren. Darauf sind wir natürlich sehr stolz und freuen uns, Sie nächstes Jahr vom 11. bis 15. Dezember 2024 noch zahlreicher hier im Palexpo begrüssen zu dürfen, um Pferdesport auf höchstem Niveau zu erlebenʺ, schloss Sophie Mottu Morel, Direktorin des CHI Genf.
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